
Die Pionierin SKAGEN I
Fakten zum Schiff: Geliefert im April 1914 von Burmeister & Wain in Kopenhagen.
Umgebaut und verlängert 1936 in der Finnboda Werft in Stockholm. Nach der Verlängerung wies die SKAGEN I folgende Eckdaten auf:
Länge: 71,1 m
Breite: 10,7 m
Brutto-Tonnage: 1325 BRT
Passagiere: 520
Anzahl Kabinen: unbekannt
Mit dem erfolgreichen Schiffsbetrieb der ÖSTERSÖEN im Winter 1962-1963 hatte Sten A. Olsson mit seinem Unternehmen Skagenlinjen „Blut geleckt“. Um den Schiffsverkehr weiter auszubauen, suchte er nach einem geeigneten schwedischen Schiff. Eines der ersten Boote, das die Skagenlinjen hierfür einsetzte, war die altbewährte BRYNHILD, die zu der Zeit nach einem missglückten Linienprojekt zwischen Schweden und Finnland auf dem Trockendock lag und zur Verfügung stand. Man taufte sie auf den Namen SKAGEN I. Die SKAGEN I war ein Schiff mit einer interessanten Geschichte, gebaut wurde das Dampfschiff im Jahr 1914. Unter dem Namen HEIMDAL war sie für die dänische Dampskibsselskabet af 1866 paa Bornholm (auch die ”66-Gesellschaft” genannt) auf der Strecke zwischen Kopenhagen und Rönne im Einsatz.
Die dänische Reederei war bekannt für den Bau moderner Schiffe mit allerneuster Technik; die HEIMDAL bildete hier keine Ausnahme. Das Inselreich Dänemark war zu jener Zeit hauptsächlich über Passagierschiffe erschlossen, welche ihre Fahrten meist von Kopenhagen aus antraten. Aus diesem Grund war die dänische Hauptstadt 1914 ein regelrechtes Eldorado für jeden Schiffsfanatiker. Ende der 1930er-Jahre entschied die 66-Gesellschaft, ihre Flotte für den Verkehr mit der Insel Bornholm zu erneuern. Sie verkaufte deshalb die HEIMDAL 1936 an die Reederei AB Svea, wo sie zu BRYNHILD umbenannt wurde. Die schwedische Reederei verlängerte und modernisierte das Schiff und verpasste ihm ein für damalige Zeiten ultramodernes Aussehen. Eingesetzt wurde der alte Bornholm-Dampfer im Finnlandverkehr der Svea-Reederei im Sommer auf der Linie Stockholm-Mariehamn-Åbo. Für einen Einsatz auf derselben Strecke im Winter kam das Schiff aufgrund seiner geringen Eisklasse nicht in Frage. Die BRYNHILD wurde während des Zweiten Weltkrieges Teil der schwedischen Seefahrtsgeschichte. Unter anderem transportierte sie sogenannte „finnische Kriegskinder“ von und nach Schweden. Um diese elternlosen, finnischen Minderjährigen vor den Gräueln des Krieges zu bewahren, wurden sie in Schweden bei Pflegefamilien untergebracht. Im späteren Verlauf des Krieges wurde die BRYNHILD für kurze Zeit von der Reederei AB Gotland gechartert, als Ersatz für die von der Sowjetunion torpedierte HANSA. Ansonsten war die BRYNHILD während des Krieges größtenteils im Küstenverkehr der Svea-Gesellschaft nördlich und südlich von Stockholm im Einsatz.
Nach dem Krieg kam die BRYNHILD phasenweise wieder auf der Verbindung nach Finnland zum Einsatz, aber hauptsächlich verkehrte sie im Sommer auf der prestigeträchtigen Linie von Stockholm nach Borgholm und Kalmar. Von Zeit zu Zeit konnten auf diesen Routen sogar Mitglieder des Königshauses auf dem Weg zum oder vom Schloss Solliden auf Öland beobachtet werden. Im Jahr 1956 wurde der alte Dampfer für Sommerkreuzfahrten der Veranstalter Reso und Nyman & Schultz zwischen Stockholm und dem damaligen Leningrad verwendet.
Die BRYNHILD näherte sich langsam aber sicher dem Ende ihrer aktiven Laufbahn. Der Reederei AB Svea gelang es, das Schiff an eine Reederei zu verkaufen, welche 1960 unter dem Namen Continental Line ihren Schiffsverkehr auf der Linie Falkenberg-Horsens eröffnete. Pläne, auf dem Achterdeck eine Ladefläche für Autos anzulegen, wurden nie umgesetzt. In Falkenberg wurde die BRYNHILD als das Schiff bekannt, das ”einen Sommer lang tanzte”. Denn die Linie hatte keine Chance, gegen die Lion Ferrys mit ihren Linien von Halmstad oder der Europafähre von Varberg zu konkurrieren.
1961 und 1962 versuchte eine Partenreederei in Gävle, die BRYNHILD auf Linien von Gävle beziehungsweise von Öregrund nach Finnland einzusetzen. Der Erfolg blieb allerdings aus. Zu diesem Zeitpunkt entdeckte die Skagenlinjen die BRYNHILD und baute sie zu einem Shoppingschiff um. Als solches leistete sie 1963 äußerst erfolgreich ihren Dienst im Verkehr zwischen Göteborg und Skagen. Im Dezember 1963 kaufte die Stena AB das Schiff, das auch 1964 für die Skagenlinjen auf der Route nach Skagen im Einsatz war.
Als die Skagenlinjen ihre Flotte mit moderneren und besseren Schiffen erweiterte, wurde der nunmehr 50 Jahre alte Dampfer verkauft und trat unter dem Namen REGINA nach einem Umbau in der Lödöse Werft seinen letzten Lebensabschnitt als Wohnschiff an. 1970 kenterte die REGINA bei Simpvarp vor Oskarshamn und wurde daraufhin in Nakskov in Dänemark verschrottet. Eine bemerkenswerte Schiffskarriere nahm so ihr Ende.