Kållandsö – Perle im Vänern

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Wohin fahren, wenn man im Juli eine Woche Zeit hat, ans Wasser möchte und an der schwedischen Westküste nichts Passendes gefunden hat? Unsere Wahl fällt auf ein Ferienhaus auf Kållandsö. Diese Insel liegt 20 km nördlich von Lidköping im Vänern, ist durch eine Brücke mit dem Festland verbunden und bequem zu erreichen, wenn man mit der Fähre aus Göteborg kommt. Die Straße nach Kållandsö führt vorbei an Wäldern, Wäldern und nochmals Wäldern, bis sich plötzlich an der Brücke zur Insel der Blick öffnet in den Sund zu einem pittoresken Anblick schwedischer Idylle: ein entzückender kleiner Rastplatz, der „Brostugan“, wo man mit Blick aufs Wasser Kaffee trinken oder Würstchen verzehren kann. Wir sind so überrascht von dem lieblichen Anblick, dass uns ein „Oh!“ entfährt. Fortan heißt die Stelle, an der wir im Lauf der Woche auf unseren zahlreichen Ausflügen öfters vorbeikommen, nur noch „Oh“. Hält man sich an der ersten Weggabelung links, erreicht man die kurvige, hügelige Straße, die in einem Ring um den östlichen Teil der Insel herumführt. Vorbei geht es an ländlichen Gehöften, Wiesen, liebevoll angelegten Gärten und einer ehemaligen Windmühle – eine Bilderbuchlandschaft, wie sie nicht schöner sein könnte.
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Unser Ferienhaus liegt am Ende einer Ferienhaussiedlung in einer Lichtung im Wald, umgeben von rauschenden Wipfeln. Nicht komplett einsam, so wie sich ein deutscher Urlauber das wünscht, aber unsere schwedischen Nachbarn zur rechten und gegenüber stören überhaupt nicht. Zu Fuß sind es 10 Minuten durch den Wald und einen schön angelegten Steg durch Schilf und Schären zur Badestelle, ein kleiner Sandstrand mit Badesteg und Bänken. Der Vänern ist so groß, dass man das Gefühl hat, am Meer zu sein. Als wir ankommen, sind es 30 Grad, und ganz Kållandsö tummelt sich im Wasser. An unserem letzten Ferienmorgen ist das Thermometer jedoch auf 11 Grad gesunken und kein Schwede mehr am Wasser zu sehen. Wir wollen doch jetzt nicht ernsthaft baden gehen? Doch, wenn du reingehst, geh ich auch. Hinterher gibt es ein ordentliches Frühstück mit Messmör, Kalles Kaviar, Joghurt, dem großartigen schwedischen Müsli und selbstgepflückten Smultron, die in rauen Massen am Zufahrtsweg wachsen.
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Das bekannteste Ausflugziel der Insel ist Schloss Läckö. Das Schloss selbst ist im Rahmen einer Führung zu besichtigen, einige Stockwerke auch auf eigene Faust. Es ist durchaus sehenswert. Aber mehr noch als das Interieur begeistert mich die spektakuläre Lage des Schlosses auf einer Landzunge im Vänern. Weitläufige Rasenflächen, die wie üblich in Schweden frei zugänglich sind, verleihen dem Besucher ein Gefühl von Freiheit, und es entsteht auch im Hochsaisonmonat Juli kein Gedränge. Es gibt auch ein paar Felszeichnungen zu entdecken. Als wir den Schlosshof betreten, findet dort gerade ein Jazzkonzert statt, und wir gesellen uns zu den Zuhörern. Ein Stück unterhalb im ehemaligen Stall befindet sich ein Café mit einer hervorragenden Kuchenauswahl. Wir nehmen unser gut beladenes Tablett mit schönstem Rörstrand-Porzellan und Silberbesteck mit hinaus und nehmen an einem Gartentisch mit Blick aufs Wasser Platz. Der Schwede geht offensichtlich vertrauensvoll davon aus, dass hinterher all das hochwertige Porzellan und Tafelsilber ihren Weg zurück ins Café finden. Was für eine herrliche Kaffeepause! Vom Schloss aus gibt es zwei schöne Wanderwege. Beide sind gut ausgeschildert und auch für Kinder geeignet.
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Der erste dauert etwa eine Stunde und führt auf dem landschaftlich reizvollsten ersten Stück immer am Wasser entlang. Es bieten sich wunderbare Ausblicke auf das Schloss und man kommt an mehreren Picknickplätzen vorbei. Auf dem zweiten Teil der Strecke geht es schnurstracks auf einer Fahrstraße, die allerdings kaum befahren ist, durch den Wald. Der zweite Weg ist eher ein Spazierweg. Er führt in ca. 30 Minuten an Feldern, vereinzelten Häusern, Wiesen und durch den Wald zum beliebten Fischerort Spiken. Wir stießen unterwegs auf einen lautlosen Rasenmäher-Roboter, ein museumsreifes Fahrrad, einen lauschigen Platz unter einer mindestens 100-jährigen Eiche und einem Haus mit Gerätschaften einer vergangenen Epoche.
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Spiken ist bekannt für seinen hervorragenden Fisch, der z.B. im renommierten Restaurant Sjöboden serviert wird. Mehrere Räuchereien bieten frischen Fisch zum Verkauf an. So sah unser leckeres Abendessen aus! In Spiken liegt auch der einzige kleine Supermarkt der Insel. Es macht Spaß, in dem kleinen Ort umherzugehen, die kleinen Läden mit Kunstgewerbe zu besuchen und in der Abendsonne eine Runde Minigolf zu spielen.
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Wo wir von der Abendsonne sprechen: Ein besonders schöner Aussichtspunkt ist Naven. Hier wurden wird freundlich von Schafen begrüßt. Von hier aus kann man auch per Ausflugsboot auf den See starten. Das machen wir dann das nächste Mal!
Danke an Maren für diesen schönen Urlaubsbericht!